Arbeitsagogik und Wirtschaftlichkeit
Profitable Non-Profit-Organisation?
Andrea Kaufmann, Geschäftsbereichsleiterin Betriebe, über den Spagat zwischen Arbeitsagogik und Wirtschaftlichkeit.
Arbeitsagogik und Wirtschaftlichkeit
Andrea Kaufmann ist seit 2022 Geschäftsbereichsleiterin Betriebe. Sie arbeitet seit 2013 in der Stiftung Züriwerk. Erst im Bereich «Berufliche Integration», 2019 wechselte sie in den Bereich «Produktion» und 2016 war sie stellvertretende Leiterin des Geschäftsbereichs «Betriebe».
Text ANDREA KAUFMANN
In meiner Rolle als Geschäftsbereichsleiterin Betriebe werde ich oft mit der landläufigen Meinung konfrontiert, wonach eine Non-Profit-Organisation im Grunde nicht rentabel sein müsse. Mit anderen Worten, ein finanzielles Defizit – so die Annahme – müsse nicht die Stiftung selbst tragen, sondern würde mindestens auf eine schwarze Null ausgeglichen. Von wem? Da endet die Annahme gewöhnlich, während ich erkläre, dass
auch die Stiftung Züriwerk, wie jedes andere Unternehmen, schwarze Zahlen schreiben muss, um auf lange Dauer zu existieren.
Arbeitsplätze für Menschen mit Beeinträchtigung sind unser Kernauftrag
Das Medium Arbeit ist der Dreh- und Angelpunkt unseres Kernauftrags in den Betrieben. Es ist zentral, dass wir für alle unsere Mitarbeitenden mit einer Beeinträchtigung mit ihren ganz heterogenen Bedürfnissen sowohl anspruchsvolle als auch einfache Arbeiten anbieten: ob in der geschützten Werkstatt, im ersten Arbeitsmarkt oder auch an einem hybriden Arbeitsplatz, wo zum Beispiel Mitarbeitende der Stiftung im Auftragsverhältnis für ein Unternehmen eine Arbeit verrichten. Wir leiten an, beraten, coachen und unterstützen – immer mit dem Ziel, dass die Mitarbeitenden selbstbestimmt teilhaben und sich entwickeln können. Zudem befinden wir uns auf dem Markt. Das bedeutet, dass die Arbeiten und Dienstleistungen von Kundinnen und Auftraggebern angefragt und zu einem kostendeckenden Preis gekauft werden.
Ziele wie in einer Profit-Organisation
Was ich hiermit aufzeigen möchte: Unsere Ziele in der Leitung sind die gleichen wie in Profit-Unternehmen, nämlich zufriedene Kundinnen und Auftraggeber, engagiertes Fachpersonal und schwarze Zahlen. Für diese komplexe Aufgabe sind wir auf passende Infrastruktur, personelle Ressourcen, aber auch engagierte Führungskräfte, die sich dieser komplexen betrieblichen Herausforderung stellen möchten, angewiesen. Im diesjährigen Leistungsbericht geben wir Ihnen einen Einblick in unser vielseitiges Kunden- und Auftragsportfolio und in unterschiedliche Arbeitsfelder der Betriebe. Alle Abteilungen erfüllen in Bezug auf Angebot, Mitarbeitende und Kundschaft vielfältige Anforderungen.
Betriebliche Einblicke 2023
So zeigt der Einblick ins Post-Projekt beispielhaft, wie wir seit 20 Jahren Menschen mit einer IV-Rente im ersten Arbeitsmarkt begleiten. Mit dem Beitrag über Noson geben wir Aufschluss darüber, wie wir mit unseren Kunden gemeinsam wachsen und unsere Arbeitsagogen engagiert Lösungen und Hilfsmittel für die Machbarkeit der handwerklichen Tätigkeiten für unsere Mitarbeitenden entwickeln. Das Atelier Orientierung ist ein besonderes und neuartiges Angebot für meist junge Menschen mit stärkeren Einschränkungen, die dank gezielter Begleitung ihre Fähigkeiten kennenlernen und erweitern dürfen.