Lebensqualität im Alter
Luzia Donner wohnt und arbeitet seit 30 Jahren auf der Platte in Bubikon. Seit zwei Jahren ist sie Pensionärin. Lesen Sie hier das Interview mit der rüstigen Rentnerin.
Seniorin Luzia Donner
Eine aktive Seniorin ist Luzia Donner. Sie wohnt seit 1994 in der Stiftung Züriwerk. In ihrem Studio, grad über dem Sofa, hängen die Anerkennungen «10 Jahre», «15 Jahre», «25 Jahre» Stiftung Züriwerk. Seit gut zwei Jahren ist Luzia pensioniert. Luzia Donner mag nicht einfach rumsitzen, sondern will aktiv sein. Sie liebt es, wenn sie für andere etwas tun kann, wenn sie Leute trifft, sich austauschen und weggehen kann und ihre da Zeit verbringen kann, so wie sie es möchte. Sie arbeitet auch heute noch in der Wäscherei mit oder hilft in der Küche freiwillig beim Rüsten. Immer dort, wo Bedarf ist.
Das Interview gibt Einblick ins Leben, dieser engagierten und aktiven Seniorin. Regina Klemenz, Bereichsleiterin Wohnen hat nachgefragt.
Regina: Was gefällt dir am «pensioniert sein»?
Luzia: Alles. Heute ist alles gut. Früher «ufe und abe». Immer so. Ich mache gerne Ausflüge. Wir gehen ins Brocki, essen eine Wurst oder ein Dessert. Das mach ich gern. Am Samstag kommt eine freiwillige Helferin und wir gehen weg. Das finde ich sehr gut.
Regina: Was denkst du, ist wichtig für die pensionierten Bewohnenden hier auf der Platte?
Luzia: Die muss man einfach «hocke lah» (Anmerkung von Regina: «dürfen machen, was sie wollen», meint Luzia damit.)
Regina: Du hast schon mal einen Senioren-Treff organisiert. Wie war das damals?
Luzia: Gut! Kaffee «uselah» für Leute, die kommen und servieren. Das mache ich gerne. Sie haben sich gefreut «wie verrückt» und fragen auch, wann wir das wieder machen. Jemand hat Handorgel gespielt und wir haben Lieder gesungen. Das hätte ich gerne wieder.
Regina: Würdest du mitorganisieren, wenn wir das wieder machen?
Luzia: Ja sicher! Ich backe auch gerne Kuchen, helfe immer mit und dann haben alle Freude, wenn sie ihn essen können. Ich bin immer dabei.
Wie begleitet Züriwerk Menschen im Alter?
Wie begleitet Züriwerk Menschen im Alter?
Bedürfnisse ändern sich ein Leben lang. Mit Fördergeldern baut die Stiftung Züriwerk das Zentrum für Lebensqualität im Alter (LIAB) auf.
Über das Projekt Leben im Alter mit Beeinträchtigung (LiAB)
Heute gibt es in der Stiftung Züriwerk 23 Bewohnerinnen und Bewohner, die schon seit über 30 Jahren hier leben. Diese Bewohnenden kennen verschiedene Wohnformen, haben vielleicht früher in der Landwirtschaft, in der Werkstatt (Produktion) oder extern gearbeitet oder waren über Jahre in einem Atelier beschäftigt. Sie haben produziert, mitgestaltet, für sich selbst und andere aktiv bei Züriwerk gewirkt. Wie auch Menschen ohne Beeinträchtigung wurden sie irgendwann pensioniert, haben dadurch mehr Freizeit und die Möglichkeit, ihren Alltag nochmals anders zu gewichten.
Die Bedürfnisse der Bewohnenden verändern sich, und als Stiftung müssen wir uns überlegen, was wir den pensionierten Menschen bieten können. Wir wollen mit der Angebotsentwicklung im Wohnen die Lebenssituation dieser Menschen erfassen und uns mit ihnen weiterentwickeln. Denn ein zentraler Wert für uns ist, dass die Bewohnenden auch im Alter gemäss ihren Wünschen und Fähigkeiten aktiv teilhaben und sich in ihrer Lebenswelt rund um die Uhr wohlfühlen. Hier setzt das Zentrum für Lebensqualität von Menschen im Alter mit Beeinträchtigung (LIAB) an. 2023 ist es uns gelungen, Fördergelder für den Aufbau dieses ganz besonderen Angebotes zu generieren. Das LIAB hat Pioniercharakter. Es legt den Fokus auf soziale Teilhabe, Aktivierung und vor allem Gemütlichkeit und Wohlbefinden. 2024 starten wir mit den erworbenen Fundraising-Geldern in die praktische Umsetzung des Teilprojekts «Seniorenclub».
Ein Ort der Begegnung
Der Seniorenclub ist ein offener Ort, «um einfach zu sein, wie man ist», und bietet den Bewohnenden einen Treff für Begegnung und Ruhe: ein Ort zum Austausch, Lesen, Musikhören, Kaffeetrinken und um einfach die Zeit zu geniessen. Dazu werden aber auch Angebote rund um die Themenbereiche Bewegung, Aktivierung, Musik oder Biografie entwickelt und den Bedürfnissen der Teilnehmenden angepasst. Das Konzept des Seniorenclubs ist sozialraumorientiert. Dies bedeutet, dass wir uns auch den Seniorenangeboten in der Region anschliessen. Wir verlassen unsere Einrichtung, um Ausflüge zu machen, oder laden andere Personen zu uns ein, zum Beispiel für Anlässe, die wir gemeinsam organisieren. Der Seniorenclub schafft zudem Arbeitsplätze. Das erklärte Ziel ist, dass Menschen mit IV-Verfügung im LIAB mitarbeiten. Wir bieten Personen mit Beeinträchtigung die Chance, sich in der Seniorenbegleitung zu engagieren, vielleicht sogar eine PRA (praktische Ausbildung) zu machen. Zudem wird das Projekt konsequent partizipativ umgesetzt, die Seniorinnen und Senioren entwickeln das Angebot also selbst mit. Freiwilligkeit gilt als oberstes Prinzip.
Text: Regina Klemenz